Adventsspecial: Den Tieren entlang der Bahnstrecke Hof–Marktredwitz auf den Spuren
Folge 1: Wald, Wildtiere und eine Hauskatze
Bevor unsere Umweltkartierer die Wildtiere entlang des Ausbauvorhabens Hof–Marktredwitz in ihren wohlverdienten Weihnachtsurlaub entlassen haben, haben sie die ein oder andere spannende Entdeckung gemacht und verschiedene Tierarten vor die Linse bekommen. Denn die Artenschutzexperten beobachten ein ganzes Jahr lang Wildtiere entlang des 42 Kilometer langen Streckenabschnitts, um Auswirkungen unserer Baumaßnahmen abschätzen und geeignete Gegenmaßnahmen zum Schutz der Umgebung entwickeln zu können. Für das Jahr 2022 sind diese Untersuchungen nun abgeschlossen und werden in 2023 fortgesetzt. Über die nächsten vier Adventssonntage nehmen wir Sie mit in das Tierreich in Hochfranken und geben einen Einblick, welche Tierarten wir entdeckt und wie wir sie gefunden haben.
Anhand potenzieller Wanderkorridore stellen unsere Experten Vermutungen an, in welchen Bereichen verschiedene Tierarten agieren, die für das Ausbauprojekt von Bedeutung sein können. Dann leiten die Umweltkartierer einen Plan ab, wie und wo sie Flora und Fauna erfassen können. Mit der Lockstockmethode möchten sie herausfinden, ob sich die Wildkatze im Bereich der Bahnstrecke aufhält – angetroffen haben sie aber bisher nur eine Hauskatze.
So funktioniert die Lockstockmethode
Nachdem ein potenzielles Verbreitungsgebiet der Wildkatze festgestellt wurde, haben unsere Umweltexperten in diesem Raum flächendeckend mit einem Abstand von ungefähr 500 Metern Lockstäbe fest im Boden verankert. Diese ragen dann etwa 50 Zentimeter aus dem Boden heraus, damit sich die Tiere an ihnen reiben können und im besten Fall Haare oder Fell hinterlassen. Um die Wildkatze anzulocken, haben die Umweltkartierer den hölzernen Lockstock aufgeraut und mit Bibergeil versehen. Bibergeil ist ein Lockstoff, der ursprünglich in Drüsensäcken von Bibern entsteht – heute aber auch tierfreundlich im Labor hergestellt werden kann. Alternativ wird auch Baldrian als natürliches Lockmittel für Wildkatzen an den Stöcken verteilt.
Diese Lockstäbe haben die Experten dann ein Mal wöchentlich kontrolliert und Haarproben entnommen, um diese genetisch im Labor zu testen. So können sie auch ohne Kamera herausfinden, welches Tier sich hier aufgehalten hat. Um die Ergebnisse zu untermauern, kann man auf die Lockstöcke ausgerichtete Wildtierkameras anbringen und die Bilder später auswerten. Eine Wildtierkamera nimmt automatisch ein Bild auf, sobald eine Bewegung in einem bestimmten Aufnahmeradius erfolgt.
Doch hier wurde bisher nur eine Hauskatze angelockt
Die Verwechslungsgefahr zwischen Wildkatzen und Hauskatzen ist sehr hoch. Die beiden Tierarten lassen sich nur genetisch unterscheiden. Eine der versteckten Kameras konnte zeigen, dass sich an einem Lockstock nur eine Hauskatze gerieben hat. Die Wildkatze ist in der Regel größer, kräftiger und hat einen kurzen, dicken Schwanz und ein schwarzes Schwanzende. Die Hauskatze hingegen erscheint aufgrund ihres kürzeren Fells schlanker und weist einen spitzen Schwanz auf. Gewicht und Körperhöhe sind bei den beiden Tierarten allerdings nahezu identisch. Auch andere Waldtiere wie Rehe und Wildschweine ließen sich von den Stöcken anlocken.
Die Wildkatze hat ihre Hauptaktivitätszeit, die sogenannte Ranzzeit, zwischen Januar bis März. In diesem Zeitraum gehen die Beobachtungen im nächsten Jahr weiter.