Herausforderung Tunnel Armannsberg: Variantenplanung im Fichtelgebirge

Bei der Elektrifizierung einer Bahnstrecke stellen Tunnel eine besondere Herausforderung dar. In der Vorplanung untersuchen wir, mit welchen technischen Möglichkeiten die Elektrifizierung dennoch gelingen kann. So auch für den Tunnel Armannsberg bei Neusorg im Fichtelgebirge.
Der Tunnel trägt bei uns den Namen Armannsberg, obwohl er eigentlich durch den Armesberg führt. Gebaut wurde er im Jahr 1877 - also schon vor mehr als 140 Jahren. Einen kleinen Einblick in den aufwendigen Tunnelbau zu dieser Zeit gibt es in unserer Streckenhistorie. Als damals der Tunnel durch den Armesberg gegraben wurden, lag der Gedanke an einen elektrischen Zugverkehr noch in weiter Ferne. Immerhin fuhren zu dieser Zeit noch Dampfloks durch Deutschland. Die Tunnelbauer haben das Bauwerk natürlich für den damaligen Stand der Technik dimensioniert. Doch heute stellen wir ganz andere Anforderungen an die Schienen-Infrastruktur: Elektrisch betriebene Züge beanspruchen durch den zusätzlichen Stromabnehmer auf dem Dach des Zuges deutlich mehr Platz nach oben. Auch in der Breite wird beim Neubau von Tunneln heute mehr Raum vorgesehen, vor allem für einen größeren Abstand der beiden Gleise und für Rettungswege, über die in einem Notfall die Fahrgäste sicher aus dem Tunnel gelangen können.

Um trotz des zu kleinen Tunnels die Bahnstrecken elektrifizieren zu können, untersuchen unsere Ingenieure eine ganze Reihe von technischen Möglichkeiten. Dazu gehört beispielsweise die Vergrößerung des Tunnels, um Platz für die Oberleitung zu schaffen. Doch bei unseren Planungen müssen wir an herausfordernden Stellen auch immer geeignete Alternativen beleuchten. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass der Bahnausbau durch den Bund finanziert wird. Deswegen müssen wir sicherstellen, dass der Steuerzahler nicht mehr als nötig belastet wird.
Schon bei einem kurzen Blick auf die Landkarte drängt sich eine mögliche Alternative beim Tunnel Armannsberg förmlich auf: Ein neuer und direkterer Streckenverlauf abseits der heutigen Trasse. Dazu haben unsere Planer verschiedene mögliche Verläufe untersucht. Die meisten sind aus verschiedenen Gründen schon wieder ausgeschieden. Übrig geblieben ist allein eine mögliche Variante, die grundsätzlich realisierbar ist – die Variante "Tunnel Schwarzberg" (siehe Skizze). Nach eingehender Prüfung hat sich jedoch auch diese Variante als äußerst unwahrscheinlich herausgestellt, da wichtige Aspekte wie Hydrologie und Naturschutz dagegen sprechen.
Welche Variante am Schluss umgesetzt werden soll, wird von unserem Auftraggeber dem Bund abgewogen. Dabei werden neben den Kosten natürlich auch Kriterien wie die Bauzeit und die Auswirkungen auf die Umgebung der Bahnstrecke berücksichtigt. Als wahrscheinlichste Varianten sind dabei die Vergrößerung des Bestandstunnels oder ein Tunnelneubau direkt neben dem bestehenden Tunnel im Rennen. Die verschiedenen Varianten werden wir voraussichtlich im Sommer des Jahres auch den Bürgerinnen und Bürgern in der Region bei Informationsveranstaltungen vorstellen.

Projektleiter Michael Engelmann: "Wir verstehen natürlich sehr gut, dass einige der von uns untersuchten Varianten mit Sorgen bei den Bürgerinnen und Bürgern in der Region verbunden sind - immerhin könnten daraus Veränderungen in der direkten Umgebung resultieren. Dennoch dürfen wir mögliche Alternativen in unserer Planung nicht außer Acht lassen. Eine fundierte Planung setzt voraus, dass wir an den herausfordernden Stellen Varianten untersuchen. Am Tunnel Armannsberg haben wir uns viele Möglichkeiten angesehen, die jedoch alle mit großen Schwierigkeiten verbunden sind. Hier gehen wir davon aus, dass die Züge mit großer Wahrscheinlichkeit auch weiterhin auf der bestehenden Strecke bzw. einige Meter daneben fahren werden. Bei unseren Infomärkten im Sommer möchten wir den Bürgerinnen und Bürgern unsere Pläne erklären und persönlich ins Gespräch kommen."