Planung mit Tiefgang: Bodenerkundungen zwischen Regensburg und Obertraubling

Nahe dem Haltepunkt Burgweinting dreht ein schweres Bohrgerät ein Rohr tief in den Boden. Dann wird eine Bohrsonde von oben ins Erdreich gerammt und eine Bodenprobe entnommen.

Vor einigen Wochen wurde mit umfangreichen Baugrunderkundungen ein wichtiger Grundstein für den Ausbau der Strecke zwischen Regensburg und Obertraubling gelegt. Über 150 Bodenproben wurden aus einer Tiefe von bis zu 10 Metern entnommen. Die Proben liefern wichtige Erkenntnisse für die weitere Planung.

Die Strecke Regensburg–Obertraubling ist Teil des sogenannten Ostkorridors, einer wichtigen Nord-Süd-Route durch ganz Deutschland von den Seehäfen im Norden bis in die Alpen. Zwischen Regensburg und Obertraubling überlagern sich die Nord-Süd-Verkehre von Hof in Richtung München sowie die West-Ost-Verkehre von Nürnberg und Ingolstadt in Richtung Passau/Österreich. Der Abschnitt stellt daher bereits heute einen Engpass im Schienenverkehr dar. Zusätzliche Gleise sollen diesen Engpass in Zukunft auflösen.

Für die Planung von solch großen Infrastrukturprojekten ist eine genaue Kenntnis über den Baugrund wichtig. Deshalb führt die Deutsche Bahn auf der Strecke zwischen Regensburg und Obertraubling aufwändige Bodenbohrungen durch und entnimmt zahlreiche Proben.

„Nur wenn wir den Untergrund kennen, können wir erfolgreich und sicher darauf bauen. Wir benötigen Informationen über den Aufbau, die Beschaffenheit und die Tragfähigkeit des Baugrunds. Mithilfe dieser Informationen entscheiden wir dann, was und wie gebaut werden kann. Schließlich bauen wir nicht nur Gleise, sondern auch neue Brücken, Schallschutzwände und Oberleitungsanlagen.“, erläutert ein DB-Ingenieur im Gespräch.

Zum Einsatz kommen verschiedene Verfahren - je nach Größe der Fläche, Form des Geländes und geplanter Nutzung. Ein übliches Verfahren ist die sogenannte Rammkernbohrung. Sie kann in jeder Tiefe und sogar in festem Gestein eingesetzt werden. Dabei werden Bodenproben in Form von Bohrkernen entnommen. Dazu dreht ein Bohrgerät zunächst ein großes Rohr in den Boden. Wenn es die beabsichtigte Tiefe erreicht hat, wird eine Bohrsonde von oben ins Erdreich gerammt und eine Bodenprobe nach oben befördert. Das Rohr verhindert dabei ein Nachrutschen des Bodens und wird für die nächste Probe tiefer gedreht. Dieser Vorgang wird Meter für Meter wiederholt, sodass am Schluss Bodenproben aus bis 10 Metern Tiefe vorliegen. Sie werden in großen Hallen zwischengelagert und dort auf ihre physikalischen Eigenschaften hin untersucht.

Die Bohrkerne werden aus der Sonde entnommen, beschriftet und der Reihe nach gelagert. Die Struktur des Bodens bleibt in der Probe erhalten und die Schichten sind gut erkennbar. Sie werden zunächst untersucht und dann eingelagert.

„Boden ist nicht gleich Boden: Seine Beschaffenheit und die Dicke der Schichten schwanken stark. Von grobkörnigem Kies bis zu feinkörnigem Lehm war auch bei den Bohrungen in Burgweinting alles dabei.“, erläutert der DB-Ingenieur. „Damit das Projektteam dennoch sicher planen kann, werden die Proben im Labor unter anderem auf ihre Dichte und Wasserdurchlässigkeit untersucht.“ Die Erkenntnisse aus den umfangreichen Untersuchungen werden dann in einem Gutachten zusammengefasst.

Ein weiteres, flexibel einsetzbares Verfahren ist die Kleinrammbohrung: Hier wird mit einem Bohrhammer eine Sonde in den Boden gestoßen. Die so gewonnenen Proben dienen dazu, den Untergrund und dessen Zusammensetzung zu untersuchen. Außerdem erhält man bei diesem Verfahren einen Einblick in die Grundwasserverhältnisse. 

Um mehr über Eigenschaften wie die Lagerungsdichte zu erfahren, werden Rammsondierungen angewendet. Eine Messsonde mit einem Fallgewicht von 50 Kilogramm wird in den Boden getrieben. Dabei werden die Schläge gezählt, die benötigt werden, um 10 Zentimeter tief in die Erde einzudringen.

Auf der 8 Kilometer langen Strecke zwischen Regensburg und Obertraubling wurden so bislang insgesamt 24 Bohrungen durchgeführt und rund 150 Proben entnommen. Bis alle Proben ausgewertet sind und das Bodengutachten erstellt ist, kann es einige Zeit dauern. Die Baugrunduntersuchungen sind aufwändig und teuer, für eine zuverlässige Planung und ein erfolgreiches Bauen aber unerlässlich. Denn auf dem untersuchten Boden wollen wir eine starke Schiene schaffen.

Mehr zum Thema
Auf der Webseite unseres Nachbarprojekts „ABS 38“ in Südostbayern gibt es einen ganzen Film zum Thema. Dort kann man die unterschiedlichen Bohrungsverfahren sehen und erfährt, welche Erkenntnisse aus den Proben gewonnen werden können.

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